Ausgewählte Gedichte
Musik, Du bist die tiefste Labe, |
die aus der Menschenseele quoll. |
Bist Gottes allerbeste Gabe, |
da seine Güte überschwoll. |
Es stand der Mensch in Morgenstille, |
ein erster Vogel schlug im Ried. |
Da rührte ihn der heil'ge Wille - |
und horch - sein Lallen ward zum Lied. |
Da schwieg der Mensch, in sich erschrocken, |
allein - die Sonne stieg herauf - |
als wollt' ihm Gott das Lied entlocken, |
mit seines Stabes gold'nem Knauf. |
Da sang der Mensch, und seine Seele |
flog durch das off'ne Morgentor, |
dass sie der Gottheit sich vermähle |
mit frohem Flügelschlag empor. |
Da ging ein Leuchten durch die Weiten: |
Gott neigte sich und sprach sein "Ja". |
Und segnete für alle Zeiten |
Die edle, fromme M u s i c a ! |
Hermann Claudius |

Gleichwie auf dunklem Grunde | Wer Musik nicht liebt, verdient nicht, |
der Friedensbogen blüht | ein Mensch genannt zu werden; |
so durch die böse Stunde | wer sie nur liebt, ist erst ein halber Mensch; |
versöhnend geht das Lied. | wer sie aber treibt, ist ein ganzer Mensch. |
Joseph von Eichendorff | Johann Wolfgang von Goethe |
Zum Singen wird man nicht erkoren, | Lied ist Lebensatem, |
das ist dem Menschen angeboren. | kein Wandschmuck |
Geselligkeit und frohe Stunden | - will also nicht betrachtet, |
sind mit dem Chorgesang verbunden. | sondern getan sein! |
Rolf Weiß | Fritz Jöde |
Es schwinden jedes Kummers Falten | |
so lang des Liedes Zauber walten! | |
Friedrich von Schiller |
Ich singe, wie der Vogel singt, | Singen ist das Fundament |
der in den Zweigen wohnet; | zur Musik in allen Dingen. |
das Lied das aus der Kehle dringt, | Also präge man das Singen |
ist Lohn, der reichlich lohnet. | jungen Leuten fleißig ein. |
Johann Wolfgang von Goethe | Georg Ph. Telemann |
Der Gesang ist eine Gabe | Die Musik ist der Gesang der Jahrhunderte |
und Geschenk Gottes, | und die Blume der Geschichte. |
der den Teufel vertreibt | Sie entspringt dem Schmerz |
und die Leute fröhlich macht. | wie der Freude der Menschen. |
Martin Luther | Romain Rolland |
Die schwäbischen Sänger | |
Da singet jeder seine Weis' | |
Nach seinem eig'nen Schnabel, | |
Ob Nachtigall, ob Fink er heiß', | |
Wenn schön nicht, doch passabel. | |
Die Wachtel bleibt beim Wachtelschlag, | |
Fink nicht wie Lerche singen mag, | |
So ist's im schwäb'schen Sängerhain; | |
Preis, Sänger, dir von Thule! | |
Doch hör es unterm Leichenstein: | |
Bei uns gibt's keine Schule, | |
Mit eignem Schnabel jeder sing, | |
Was halt ihm aus dem Herzen springt! | |
Justinus Kerner |
Eine wunderbare Quelle | Entweder man glaubt an das, |
der Erneuerung ist die Musik. | was man macht oder nicht. |
Wer Musik innig liebt und versteht, | Der Musik muß man sich völlig hingeben, |
hat für die Welt eine Provinz, | man kann sie nicht auf- und zudrehen |
ja, eine Dimension mehr! | wie einen Wasserhahn. |
Hermann Hesse | Pablo Casals |
Viele Boten gehen und gingen | Musik allein ist die Weltsprache und |
zwischen Erd und Himmelslust, | braucht nicht übersetzt zu werden: |
solchen Gruß kann keiner bringen | da spricht die Seele zur Seele. |
als ein Lied aus frischer Brust. | |
Joseph von Eichendorff | Berthold Auerbach |
Was braucht der Mensch zum Leben? |
Essen, Trinken, Kleidung, eine Wohnung, das kann doch nicht alles sein? |
Nein, der Mensch braucht Musik! |
Er braucht Musik, damit er der Melodie des Lebens lauschen kann. |
Er braucht Gedichte, |
um sich für die Poesie des Lebens aufschließen zu lassen, |
und er braucht Fröhlichkeit, um sich am Leben erfreuen zu können. |
Wer singt, erlernt eine zweite Sprache |
und die Sprache der Musik ist unerschöpflich in ihrer Vielfalt. |
Sie durchbricht die Mauern der Vereinsamung. |
Musik ist wie eine Brücke: Sie verbindet Menschen miteinander! |